„Dank Ihrer ehrenamtlichen Arbeit wurde die Geschichte der Medizin in Marburg für ein breites Publikum zugänglich gemacht. Ihre heutige Ehrung ist ein symbolischer Dank für Ihr großes Engagement, durch das wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lernen können.“ Mit diesen Worten überreichte heute der Hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer gemeinsam mit der Landrätin des Kreises Marburg-Biedenkopf, Kirsten Fründt, das Bundesverdienstkreuz an Professor Dr. Gerhard Aumüller aus Münchhausen. Der Geehrte erhielt den vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstorden in der Ordensstufe „Verdienstkreuz am Bande“.
Neben seinen vielfältigen Verpflichtungen als Forscher und Hochschullehrer habe Professor Aumüller einen großen Teil seiner Freizeit dafür aufgewendet, die Geschichte der Hochschulmedizin aufzuarbeiten, so Schäfer. „Innerhalb Ihrer vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten möchte ich Ihren Einsatz zur Erforschung der Marburger Medizin im Dritten Reich hervorheben. Durch die Beschäftigung mit diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte haben Sie einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur im Marburger Land geleistet“, erläuterte der Minister.
„Das Engagement von Professor Gerhard Aumüller hat viele Facetten und ist durchaus außergewöhnlich. Zudem leistet Professor Aumüller einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag“, hob Landrätin Kirsten Fründt hervor.
Gerhard Aumüller, Jahrgang 1942, studierte Medizin und Anthropologie in Mainz, Würzburg und Marburg. Es folgten Promotion und Habilitation im Fachgebiet Anatomie. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA übernahm der Geehrte den Lehrstuhl für Experimentelle Morphologie an der Philipps-Universität Marburg. Später übernahm er dort den Lehrstuhl Anatomie II. Diesen hatte er bis zu seiner Emeritierung 2007 inne.
Das ehrenamtliche Engagement von Professor Aumüller gilt der Wissenschaft und hierbei insbesondere der Erforschung der Medizingeschichte in Marburg. Seit Anfang der 1990er Jahre kümmerte er sich um den Erhalt der Anatomischen Sammlung der Philipps-Universität. Durch seinen intensiven Einsatz wurde es möglich, dass die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Diese ist inzwischen als „Museum anatomicum“ eine bekannte Institution mit rund 2.500 Besuchern pro Jahr.
Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Hochschullehrer und Forscher hat der Geehrte seit den 1990er Jahren die Geschichte der Marburger Medizin im Dritten Reich erforscht und durch zahlreiche Beiträge der Öffentlichkeit näher gebracht.
Das Wirken von Professor Aumüller hat ferner dazu beigetragen, den Nachlass des Nobelpreisträgers Emil von Behring zurück nach Marburg zu holen. Seit 2011 ist dieser Nachlass – gemeinsam mit dem Werksarchiv der Behringwerke – im Besitz der Philipps-Universität. Der Geehrte hat darüber hinaus unter anderem die Geschichte des Mediziners Euricius Cordus erforscht und anlässlich dessen 500. Geburtsjahr den Anstoß zur Stiftung der Euricius-Cordus-Medaille für verdiente Wissenschaftler gegeben. Diese wird seit 1987 verliehen.
Über die Medizingeschichte hinaus setzt sich Professor Aumüller im Waldecker Geschichtsverein ein. Dort ist er seit 2012 ehrenamtlich aktiv. Seit 2013 betreut er den umfangreichen Rezensionsteil der wissenschaftlichen Zeitschrift „Geschichtsblätter für Waldeck“. Auch der Musikgeschichte gilt die Begeisterung von Professor Aumüller. Diese kommt unter anderem in seinem Engagement zum Erhalt von denkmalgeschützten Kirchenorgeln zum Ausdruck. Im Bereich der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck hat sich der Geehrte für viele Orgelsanierungen eingesetzt. Darüber hinaus übernimmt er regelmäßig auch selbst den Organistendienst in Kirchengemeinden des Marburger Landes.
In die Historische Kommission für Hessen wurde der Geehrte 2000 aufgenommen. Im Jahr 2002 wurde er in ihren Hauptausschuss gewählt, dort war er Mitglied bis 2012. Als Vorstandsmitglied der Historischen Kommission für Hessen und des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde arbeitet er als Mitherausgeber der Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde.
„Sehr geehrter Herr Professor Aumüller, durch Ihr intensives Engagement für die Medizingeschichte und insgesamt für die Kultur in unserem Land sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet. “, erklärte der Finanzminister. Wer sich mit so viel Leidenschaft ehrenamtlich engagiere und dabei wichtige Impulse setze, der sei dadurch auch immer ein Vorbild. „Deshalb möchte ich mit meinem Dank für Ihren ehrenamtlichen Einsatz die Bitte verbinden, dass Sie sich auch weiterhin zum Wohle unserer Gesellschaft engagieren und damit Ihre Mitmenschen inspirieren“, sagte Schäfer zum Abschluss seiner Laudatio.